Fünf Häuser ohne Verspieltheiten
Bauhausbauten beziehungsweise Gebäude, die in diesem Stil errichtet wurden, findet man weltweit. Der Berliner Fotograf Jean Molitor hat sie mit der Kamera erfasst und dies anlässlich des Bauhausjubiläums in zwei Büchern mit Schwarz-Weiß-Aufnahmen zusammengefasst. Vom Bauhaus inspirierte Gebäude von Casablanca bis Guatemala-Stadt. Aber nicht nur in fernen Ländern, sondern auch hier im nahen regionalen Umfeld lassen sich bemerkenswerte Beispiele einer Architektur finden, die sich an der Ästhetik der Bauhausarchitektur orientiert.
Wovon diese geprägt ist, hat Bauhaus-Direktor Walter Gropius 1923 zusammengefasst: „Wir wollen den klaren organischen Bauleib, nackt und strahlend aus innerem Gesetz heraus ohne Lügen und Verspieltheiten, (…) der alles Entbehrliche abstößt, das die absolute Gestalt des Baus verschleiert.“
In der dem Bahnhof nahe gelegenen Lutherstraße stehen gleich zwei Einfamilienhäuser, die der „Neuen Sachlichkeit“ zugeschrieben werden. Die beiden Wohnhäuser mit den Hausnummern 33c und 33d wurden 1935 erbaut und die beiden Baumeister (August Rebiger und Ernst Engel) haben auf alles Entbehrliche verzichtet. Dies trifft ebenso auf das Wohnhaus in der Gustav-Adolf-Straße 14 zu, dass 1942 von Kurt Bethke entworfen wurde.
Bewegt man sich von der Lutherstraße aus in Richtung Osten, so kommt man nach einer zehnminütigen Fahrradfahrt die Dresdener Straße entlang zu einem Gebäude, in dem das Finanzamt der Stadt untergebracht ist. Ursprünglich war es der Bürokomplex der Arado-Flugzeugwerke, 1936 nach Entwürfen von Alfred Winkelmann und K. Zündler erbaut.
Im westlich gelegenen Teil Wittenbergs überragt am Nussbaumweg 7 – 9 ein Gebäude alle anderen im Umfeld. Auch bei diesem Haus ist in seiner Schlichtheit und sachlichen Gestaltung der Einfluss vom Bauhaus erkennbar. Es ist das Kesselhaus der DDR-Firma Wittol, es entstand Anfang der 1950er Jahre. Wer mit offenen Augen in Wittenberg unterwegs ist, wird zudem Details entdecken, die dem Bauhaus bzw. dem Neuen Bauen zuzuschreiben sind.
In der Dessauerstraße 283 ist es eine Eingangstür und die Fassade eines Nebengebäudes; in der ehemaligen Knabenvolksschule (jetzt: Sekundarschule Rosa-Luxemburg, zuvor: August-Bebel-Schule) sind es innen die Treppenaufgänge.